Zum Tod von Marliese
Marliese Dieckmann ist am Mittwochmorgen, 9. November 2011 im Alter von 86 ½ Jahren gestorben. Es war kurz nach ihrer Heimkehr von einem mehrtägigen Aufenthalt im Krankenhaus Ruit. Sie saß auf ihrer „Prozess-Matratze“, ihr Sohn Michael war bei ihr. Seine Aussage zu Marlieses Sterben war: „Ich habe etwas Neues dazu gelernt, dass Sterben auch leicht sein kann.“
Zu diesem Erleben passt für mich ein Beitrag von Marliese zum Themenschwerpunkt „Spiritualität im Counseling“ den sie im März 2011 für das CounselingJornal, die Verbandszeitschrift des BVPPT
verfasst hat:
Harald Rössle
„Ich finde es wunderbar, dass Mystiker verschiedener Religionen, die nichts voneinander wussten, so "seelenverwandt" sind! Und ich glaube, es ist kein Zufall, dass wir im christlichen Abendland auf die Welt in dieses Leben kamen, hier unsere Wurzeln entdecken können und eine tausendjährige mystische Tradition! (Hildegard von Bingen, Meister Eckart, Seuse, Tauler, Angelus Silesius, deren Texte mir wichtig geworden sind, gerade auch für die Haltung bei meiner Arbeit.) Immer wieder gilt es da ja auch, die sogenannten ecclesiogenen Neurosen und schlimme Traumata - aufgrund "christlicher" Erziehung - aufzudecken, zu bearbeiten. Damit das "Seelenfünklein" wieder leuchten kann.
Ein Spruch von Meister Eckart ist mir ein Leitfaden in der Begegnung mit Menschen:
"Die wichtigste Stunde
ist immer die Gegenwart.
Der wichtigste Mensch
ist immer der,
der dir gerade gegenüber steht.
Das notwendigste Werk
ist immer die Liebe."
Und für mich selber Angelus Silesius: "Halt an, wo läufst du hin?
Der Himmel ist in dir.
Suchst du ihn anderswo,
du fehlst ihn für und für."
Davon handelt mein letztes Weihnachtsgedicht:
Nicht nur Und wenn
in jenem Gotteskind ihn die Asche
dessen Geburt der Jahre bedeckt
in der Nacht wenn unter Tränen
wir feiern die Glut verzischt
erschien uns das Licht Kälte sie einfriert
Jedes Kind Liebe
dieser Welt bergende
kommt vom Himmel mit-fühlend
in jedes Herz kann dann helfen
ist das göttliche Licht sie neu
als Funke gelegt zu entfachen
wieder
zum Leuchten
zu bringen
das Licht
in uns
und in andern“
Marliese Dieckmann